Vorstellungsanlass

Zu uns kommen Kinder und Jugendliche, wenn sie wegen eines seelischen Problems professionelle Hilfe benötigen. Gründe dafür können aktuelle Belastungen, schwierige Erlebnisse in der Vergangenheit, Trennung der Eltern, Auswirkungen der Pandemie und körperliche Erkrankungen oder andere Faktoren sein.

Wir nennen hier einige Fallbeispiele, bei denen Kinder und Jugendliche sowie Eltern Hilfe erhalten können:

Chantal rastet ständig aus

Chantal geht in die 3. Klasse. Sie hat in der Schule häufig Streit. In der Pause beschimpft sie andere Kinder und hat auch schon mehrmals andere geschubst oder getreten. Regelmäßig muss sie zur Strafe die Pause im Klassenzimmer verbringen. Sie hat im Unterricht keine Lust, die Anforderungen der Lehrerin umzusetzen, und kritzelt auf ihrem Blatt herum oder bastelt Papierflieger. Manchmal steht sie auf und läuft in der Klasse umher. Die Lehrerin ruft häufig bei den Eltern an, sodass Chantal oft nach der 3. Stunde von der Schule abgeholt werden muss. Chantal weint zu Hause und ist traurig, dass niemand sie mag. Sie will eigentlich gar nicht so schnell sauer werden und weiß nicht, was sie dagegen tun kann.

Kilian zieht sich nur noch in sein Zimmer zurück

Kilian ist 16 Jahre alt. Er hat das Gefühl, sein Leben sei sinnlos. Er hat keine Lust mehr auf Treffen mit seinen Freunden und zieht sich auch von seiner Familie zurück. Er isst nur noch in seinem Zimmer. Auch wenn seine Mutter ihn fragt, ob er beim Spieleabend mitmachen oder mit zu einer Familienfeier gehen möchte, kann er sich dazu nicht aufraffen obwohl er das früher immer gerne gemacht hat. Auch wenn sein Lieblingsfußballverein (1.FC Köln) spielt, hat er keine Lust mehr, sich das Spiel im Fernsehen anzusehen. Zum Fußballtraining geht er seit Pandemiebeginn nicht mehr, obwohl es wieder möglich wäre. Manchmal möchte Kilian keine Belastung mehr für seine Familie und Freunde sein und fragt sich wie es sein würde nicht mehr zu leben.

Jule traut sich nicht mehr in die Schule

Jule ist 15 Jahre alt. Sie hat früher gerne im Karnevalsverein getanzt, hat viel gelacht und viel mit ihren Freunden unternommen. Letztens hat sie einfach so in der Schule keine Luft mehr bekommen und ihr Herz hat schnell geschlagen. Sie hat geschwitzt, gezittert und solch eine Panik bekommen, dass sie nicht wusste, was sie dagegen tun konnte. Jetzt bleibt sie am liebsten zu Hause. Die Schule hat sie schon seit drei Wochen nicht mehr besucht. Zum Tanzen geht sie auch nicht mehr. Mit ihren Freunden schreibt sie nur noch Nachrichten. Jule hat große Angst, dass dieser Panikanfall plötzlich wiederkommt. Zu gerne wünscht sie sich, diese Angst zu besiegen.

Felix ist anders

Felix ist zehn Jahre alt. Er geht in die 5. Klasse eines Gymnasiums. In der Grundschule hat er eine Klasse übersprungen, weil er ein sehr guter Schüler war. Er hatte aber noch nie einen guten Freund. Lieber beschäftigt er sich allein und hat keine Lust, mit anderen zusammen auf dem Pausenhof Fußball oder Ball zu spielen. Er interessierte sich immer schon für die Planeten, kann diese aufzählen, weiß sehr genau, wie viele Monde diese haben und wie weit die Planeten von der Erde entfernt sind. Wenn ihn Kinder fragen, ob er sich nachmittags mit ihnen verabreden möchte, lehnt er das ab. Er ist lieber allein. Wenn andere Kinder einen Scherz machen, versteht er ihn häufig nicht. Sein Vater äußert, dass er seinen kleinen Bruder nicht tröstet, wenn dieser sich verletzt hat und weint. Seine Eltern fragen sich, warum er so anders ist. 

Maya fühlt sich zu dick

Maya ist 13 Jahre alt. Sie war immer ein sportliches Mädchen. In letzter Zeit merken die Eltern, dass sie bei den gemeinsamen Mahlzeiten nur noch im Essen rumstochert und behauptet, keinen Hunger zu haben. Manchmal isst sie den ganzen Tag nur einen Jogurt oder einen Apfel. Sie wiegt sich täglich und ist ganz blass. In den letzten drei Monaten ist sie ganz dünn geworden. Maya geht jetzt fast täglich joggen und macht Sit-ups. Ihre Eltern machen sich Sorgen, weil Maya kaum mit ihnen redet. Sie zieht sich immer mehr zurück und wirkt unglücklich.

Paul kann nicht einschlafen

Paul ist zwei Jahre alt. Seine Mutter weiß nicht mehr weiter. Sie hat wieder angefangen zu arbeiten und Paul geht seit fünf Wochen in den Kindergarten. Er schreit jedes Mal, wenn er zum Kindergarten gefahren wird. Dort möchte er die Mutter nicht gehen lassen und weint. Diese kann erst nach einer Stunde den Kindergarten wieder verlassen. Wenn sie weg ist, spielt er mit anderen Kindern und wirkt zufrieden. Sobald er nachmittags zu Hause ist, kann er sich nicht allein beschäftigen und möchte immer in der Nähe der Mutter sein. Auch abends möchte er bei der Mutter kuscheln und bei ihr im Arm einschlafen. In der Nacht wird er häufig wach und schreit. Die Mutter muss sich dann wieder in sein Bett legen. Manchmal ist sie zu müde und lässt Paul lieber in ihrem Bett schlafen.

Alina hat häufig Kopfschmerzen

Alina ist neun Jahre alt. Ihre Eltern haben sich vor einem Jahr getrennt. Sie wohnt bei ihrer Mutter. Ihren Vater sieht sie regelmäßig am Wochenende. Manchmal bringt er sie auch in der Woche dienstags zum Schwimmverein. Seit drei Monaten ist sie ständig krank und äußert häufig, dass sie Kopfschmerzen habe. Manchmal kann sie deshalb nicht zur Schule gehen. Der Kinderarzt hat nie etwas feststellen können. Letztens wurde sogar schon ein EEG und ein MRT gemacht, um eine schwere Erkrankung auszuschließen. Es war aber alles in Ordnung. Alina ist körperlich gesund. Jetzt macht sich die Mutter Sorgen, dass Alina etwas bedrückt.

Kevin hat in der Schule Probleme

Kevin ist acht Jahre alt. Er besucht die 3. Klasse. Es fällt ihm schwer, Texte zu lesen. Häufig vertauscht er Buchstaben. Oft versteht er auch nicht, was er gelesen hat. Auch bei Diktaten macht er viele Fehler, besonders wenn er diese nicht geübt hat. Nachmittags sitzt er häufig stundenlang mit seinem Vater an den Hausaufgaben. Dieser arbeitet momentan im Homeoffice. Die Mutter wird schnell sauer, wenn Kevin etwas nicht versteht. Sein Vater ist da geduldiger. Kevins Eltern merken, dass er keine Lust mehr hat, zur Schule zu gehen. Auch das Handballtraining lässt er häufig ausfallen. Seine Eltern können ihn nicht dazu überreden.

Katharina muss ständig etwas desinfizieren

Katharina ist 14 Jahre alt. Ihre Mutter ist vor drei Monaten plötzlich erkrankt und musste ins Krankenhaus. Bei ihr wurde Blutkrebs festgestellt. Katharina war in dieser Zeit bei ihrer Oma. Seitdem ihre Mutter wieder zu Hause ist, desinfiziert Katharina alles, was die Mutter angefasst hat. Sie hat große Angst, sich bei der Mutter anzustecken. Auch in der Schule fängt sie jetzt an, sich ständig ihre Hände zu desinfizieren. Seit Kurzem muss sie sich auch mehrmals hintereinander ihre Hände waschen. Diese sind schon ganz rissig und blutig.